Warum Er?

Warum Er?

WaIch lachte auf - ziemlich laut und ziemlich schrill, wie so oft. Ich war noch nie der Typ Mensch gewesen, der sich durch Zurückhaltung auszeichnete, und es gab keinen Grund dafür, etwas daran zu ändern. So kannten mich meine Freunde, meine Familie. So war ich von Geburt an und so mochte man mich.

Also lachte ich noch eine Spur lauter.

Es war einer dieser Abende, die ich so liebte. Wir befanden uns in meiner Wohnung, Treffpunkt für so viele gemeinsame Abende wie diesen. Wir - das waren meine besten Freundinnen Emmi und Lena. Und mittlerweile wohnte den Treffen auch Emmis neuer Freund Alex bei. Die zwei waren irgendwie wie siamesische Zwillinge. Es war fast schon ein bisschen geschmacklos, so über die beiden zu denken, denn ihre Vergangenheit ... nun ja. Sie hatten es nicht sonderlich einfach gehabt. Fairerweise muss man dazu sagen, dass das vor allem Emmis Schuld war.

Es ist fast ein Jahr her, dass wir, also Lena, Emmi und ich, einen feuchtfröhlichen Abend verbracht hatten. Gestartet hier bei mir - Feieragentur Beirer eben - und fortgeführt in einer Diskothek. Dort hatten sich Emmi und Alex kennengelernt. Sie waren auf Tuchfühlung gegangen - ihr wisst schon, wie ich meine - und dann mussten sie am nächsten Tag feststellen, dass ihre Eltern schon seit Jahren ein Paar waren und heiraten wollten. Emmis Mutter, Alex‘ Vater. Und obwohl die beiden nicht im geringsten blutsverwandt waren, hatte Emmi einen kleinen Zusammenbruch erlebt.

Ich konnte mich allzu gut an das Hin und Her erinnern, das in den Wochen nach jener schicksalhaften Begegnung entstanden war. Und noch deutlicher hatte ich vor Augen, wie ich ihr von Anfang an gesagt hatte, dass sie es einfach wagen sollte. Alex war am selben Tag erst aus Norwegen zurückgekehrt, wo er der Arbeit wegen die letzten Jahre verbracht hatte. Emmi und er hatten sich faktisch gar nicht kennen können. An jenem Abend war zwischen ihnen der Blitz eingeschlagen - und das hatte man nicht mehr rückgängig machen können. Natürlich hatte ich Emmis Bedenken zumindest theoretisch verstanden: Sie wollte keine Beziehung zu ihrem zukünftigen Stiefbruder aufbauen, wollte ihr Verhältnis auf einer möglichst normalen Ebene halten, doch - bei allem Respekt - das Leben hatte nun mal seine eigenen Pläne. Wenn dann auch noch die verdammte Libido hinzukam, hatte man einfach verloren.

Das Hin und Her war nun schon eine Weile vorbei. Alex hatte Emmi toben lassen, hatte nicht lockergelassen, hatte sie durch Eifersuchtsplänkeleien zu ihrem Glück gezwungen - und nun waren sie so ziemlich das glücklichste Pärchen, das ich kannte. Manchmal verspürte ich deshalb sogar so etwas wie Eifersucht und fühlte mich sogleich niederträchtig. Aber als langjähriger, notorischer Single durfte man sich solche Gefühlseskapaden auch mal gönnen.

Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, der Abend. Meine Freunde. Wie ich es liebte! Ich lachte noch immer - Oder schon wieder? - und alles fühlte sich leicht und warm und geborgen an. So wie immer eben.

»He, Sandra! Alles klar bei dir?« Es war Lena, die mir plötzlich eine Hand auf den Unterarm legte. Meine Verbündete im Kampf der Beziehungen, denn auch sie war schon lange und notorisch Single. Ich konnte also offen sein.

»Ist es nicht widerwärtig? Guck dir die zwei doch mal an!« Ich deutete auf Emmi und Alex, die gerade eng umschlungen herumknutschten, mal wieder. »Nehmt euch doch ein Zimmer!«

Alex unterbrach seinen Kuss nicht, hob jedoch eine Hand und zeigte mir gepflegt seinen Mittelfinger.

Wir alle lachten auf.

Ich konnte mir solche Kommentare leisten, denn jeder wusste, dass ich sie längst nicht so scharf meinte, wie ein Außenstehender es vermuten würde. Ich war die großmäulige, freche Sandra. Und ich beherrschte Ironie fließend. Ich durfte das also.

Schreiben - das ist mein Traum, mein Lebensinhalt. Seit 2013 veröffentliche ich meine Geschichten. Weil es Spaß macht und weil ich euch schöne Stunden bescheren möchte!

Mein Leitspruch:


"Wenn du es träumen kannst, kannst du es auch tun."
(Walt Disney)

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